Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Kreuz Chorraum

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Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

Gebet im Wechsel oder allein           (aus Psalm 31)


Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden
und der Tag hat sich geneiget.

Neige deine Ohren zu mir, hilf mir!

Sei mir ein starker Fels und eine Burg,
dass du mir helfest!

Denn du bist mein Fels und meine Burg;
und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.

Du wollest mich aus dem Netze ziehen,
das sie mir heimlich stellten; denn du bist meine Stärke.

In deine Hände befehle ich meinen Geist;

du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott. Amen.

Geistliches Wort


Liebe Gemeinde!

„Er ist falsch, der Tod“. Davon war die Schriftstellerin Bettine von Arnim überzeugt. Sie schrieb diesen Satz, um sich dem Tod entgegenzustellen, gegen ihn zu protestieren. Denn sie hatte erlebt, welche Wunden er reißt, welche Schatten er wirft, welche Schmerzen er zufügt – nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder. Und überlassen wollte sie sich ihm auf keinen Fall.

Moment, könnte man einwenden. Er gehört doch zum Leben, der Tod, wie die Geburt und das Altern. Aber die unfassbaren Todeszahlen der letzten Tage und Wochen – die ich wie die meisten unter uns eigentlich weder hören noch lesen mag –, belegen es: „Er ist falsch, der Tod“. Und der Blick auf Ostern verrät: Gott selbst pflichtet dem bei.

Die Schriftstellerin schrieb ihren Satz nicht nur für sich. Sie wollte vor allem anderen Mut machen, dem Tod ebenso die Stirn zu bieten wie sie, und riet: Man solle sich dem Schmerz nicht überlassen, denn das sei der Tod. Nichts als leben solle man vielmehr. Und leben tun wir nicht wirklich, wenn solche Zahlen und Ängste und Sorgen der letzten Tage sich in unseren Köpfen stapeln und wir uns ihnen überlassen. Sie machen unser Kreuz nur schwerer.

Besser ist es, wenn wir uns zu Herzen nehmen, was uns ans Leben erinnert. Was das ist, dazu hat jeder so seine eigenen Ideen. Der Karfreitag lädt uns jedoch ein, noch etwas in den Blick zu nehmen, was vor allem in den Kirchen hängt: Der Blick auf das Kreuz mit dem Gekreuzigten.

Beim Kreuz geht es nicht so sehr um das Verharren im Schmerz und Verlust. Das Kreuz ist eigentlich ein Hoffnungszeichen. Letztlich erzählt es nämlich: So, wie Gott seinem Sohn beistand, so wird er auch dir beistehen. Viele leidgeprüfte Menschen haben sich diese Blickrichtung bereits zu Herzen genommen. Einer davon ist Paul Gerhardt. Er verband den Blick aufs Kreuz mit einem Gebet:

„Wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein“.

Mithilfe der Orgelmusik und des großen Kreuzes über dem Eingang zur Sakristei unsrer St. Georgskirche möchte ich Sie einladen, aufs Kreuz zu schauen und zu beten.

Orgelmusik – Prière aus Op. 122 von Lefébure-Wély



Gebet


Guter Gott, du siehst, wenn Menschen leiden. Du hörst, wenn jemand weint. Du weißt, wie groß Angst sein kann und wie schlimm Schmerzen sind. Denn dein Sohn Jesus hat selber gelitten. Er ist am Kreuz gestorben.
Aber du hast ihn auferweckt. Du bist größer als die Angst und stärker als der Tod. Danke, guter Gott!

Vater unser...

Segen


„Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.“

(Josua 1,9)

So segne dich der ewige Gott. Er berühre dich zärtlich und streichle deine Seele. Er umhülle dich sanft mit seiner Liebe und küsse die Hoffnung in dir wach. Amen.

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel,
Happurg 09.04.20

AbendmahlFoto: privat

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Lied: Meine Hoffnung und meine Freude (Evangelisches Gesangbuch 697)

Eröffnung und Gebet

Im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.

Ich sammle mich vor dir, Gott.
Du Stern des Abends. Halleluja.
Du Trost in der Dunkelheit. Halleluja.
Du Anfang und Ende der Zeit. Halleluja.
Gott, gedenke mein nach deiner Gnade.
Und erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.
Amen.

Meditation von Wilhelm + Monika Scheuerlein

Lesung für Palmsonntag aus Johannes 12,12-16

Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest ge-kommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.« Das ver-standen seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherr-licht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrie-ben stand und man so an ihm getan hatte.


Geistliches Wort zur Lesung

Liebe Gemeinde,

ein Verlust macht manches kostbarer. Aktuell trifft das auf die Atemmasken zu, die inzwischen auf dem Weltmarkt zu unglaublichen Wucherpreisen angeboten werden – vor allem die medizinischen Masken. Die wenigen, die es noch gibt, sind so kostbar geworden, dass bestellte Lieferungen immer wieder auf dubiose Weise verschwinden und gar nicht mehr ankommen. Sie fehlen ja an allen Ecken und Enden der Erde und sind doch so wichtig zum Schutz vor dem Virus.

Kostbar ist auch die Freiheit geworden, die Freiheit, die wir vor wenigen Wochen noch kannten und für ganz selbstverständlich hielten. Und wer hätte je gedacht, dass Schulstunden im Klassenzimmer wieder so kostbar werden könnten. Schließlich ist bis jetzt ziemlich ungewiss, ob der Schulbetrieb in zwei Wochen wirklich wieder aufgenommen werden kann. Ungewiss ist auch, wie es weitergeht mit dem normalen Alltag, der Arbeit, dem Leben wie wir es bisher kannten. Gerade jetzt, wo wir merken, wie zerbrechlich unsre Welt ist, könnte vielen wieder bewusst werden, wie kostbar auch die Zeit mit Gott ist. Eine halbe Minute beim Tisch- oder Gute-Nachtgebet, ist uns die Zeit mit ihm nur soviel wert?!

Den Menschen in Jerusalem, von denen das Johannesevangelium erzählt, war sie einst besonders kostbar; so sehr, dass sie für ihn alles stehen und liegen ließen. Als sie hörten, dass Jesus kommt, stürzten sie hinaus aus den Häusern und Stadtmauern. Eine große Menge ging ihm entgegen und rief: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel.“           
Wer lässt heute noch alles stehen und liegen für ihn?

Zurück nach Jerusalem: Ausgelassener Jubel war das damals nicht unbedingt. Das spürt man, wenn man Luthers Bibel-Übersetzung vom Griechischen ins Deutsche nachspürt. Der übersetzte nämlich: „... sie gingen hinaus ihm entgegen und schrien...“ – Sie jubelten nicht, sie riefen nicht, sondern schrien: Hosianna!; eigentlich: Hilf doch!

Was für eine Not muss die Menschen bedrückt haben! Wer alles stehen und liegen lässt, nur um diesen Mann so zu begrüßen, der hat Hilfe bitter nötig – so wie wir in diesen Tagen.

Was uns mit damals auch verbindet, ist die Vorfreude auf ein Fest: Damals das Pessachfest – heute Ostern. Damals war die Not größer als die Feierlaune, die Sehnsucht nach dem Retter stärker als die Vorfreude, die Begegnung mit Jesus kostbarer als die Vorbereitung auf das Fest. Wie ist das heute?

Und was machte Jesus, als die Menschen so schrien? Er fand, so wird berichtet, einen jungen Esel und setzte sich darauf. Eine ungewöhnliche Reaktion! Man könnte Jesus für seltsam halten oder aber man glaubt, dass er etwas ganz Bestimmtes im Sinn hatte. Vielleicht wollte er ein Zeichen setzen, das manche aber schon damals offenbar nicht gleich verstanden. Er wählte einen ‚jungen Esel‘ als Reittier. Solche Tiere hatten eine besondere Bedeutung. Ein junger Esel galt nämlich ursprünglich als besonders kostbar, so kostbar, dass nach jüdischem Gesetz die Erstgeburt, die Gott gehört, bei Esel und Mensch gleichbehandelt wurde. Aber unter der Fremdherrschaft der Römer war anderes kostbarer geworden. Da standen Esel wie vieles andere weniger hoch im Kurs. Eine immer größere Rolle spielte auch der Kaiser und sein Reich. Wenn Jesus auf einem jungen Esel dahergeritten kommt, zeigt er: Ich mache wieder kostbar, was früher als kostbar galt. Ich bringe wieder zur Geltung, was es bedeutet, Gott zu begegnen. Nicht der römische Kaiser und seine politischen Machenschaften bringen die Rettung der Welt, sondern der Glaube an mich hilft.

Wer auf den Weg Jesu schaut, weiß: Das sind keine Versprechungen eines puren Glücksglaubens. Auf seinem Weg ging es tief hinab und da stapelten sich Fragen. Die Jünger verstanden vieles davon erst im Rückblick. Uns geht es bestimmt ähnlich. Von Ostern zurückschauen, das hilft zu begreifen, was für ein Retter uns in Jesus entgegenkommt.

Gebet

Wir halten dir unsere Herzen hin, Jesus Christus,
wir strecken dir unsere Hände entgegen. Wir wollten dir entgegengehen, aber wir können nur mit unseren Herzen zu dir kommen.
Nur unsere Gebete sind auf dem Weg zu dir. Sie sind alles, was wir haben.

So beten wir für die Kranken, für die, denen keine Medizin mehr helfen kann, für die, die einsam sterben, für die,
die unter der Last dieser Tage zusammenbrechen.
Komm zu ihnen mit deiner Liebe und heile sie.

So beten wir für die Menschen, die in Krankenhäuser
und Pflegeheimen arbeiten, in Feuerwachen und Apotheken, in Kitas und Supermärkten, in Laboren und
in Ställen, in Ämtern und Gemeinden.
Komm zu ihnen mit deiner Freundlichkeit und behüte sie.

So beten wir für die Menschen, die in der Sorge dieser Tage in Vergessenheit geraten, die Flüchtlinge, die Opfer von häuslicher Gewalt, die Missbrauchten, die Hungernden und die Einsamen. Komm zu ihnen und rette sie.

Wir halten dir unsere Herzen hin und danken dir für den Glauben. Wir wollen dir entgegengehen und hineinziehen in deine Stadt. Und wir erleben es: Du gehst mit uns durch diese Zeit; heute, in diesen Tagen der Passion, und jeden neuen Tag.
Amen.

Vater unser im Himmel...

Segen

Es segne und behüte uns, der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel,
Happurg 04.04.20

AltarFoto: privat

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Lied: Aus der Tiefe rufe ich zu dir (Evangelisches Gesangbuch 629,1-4)

 

Gebet zu Beginn

Aus der Tiefe rufe ich zu dir, o Gott, unser Vater,
durch deinen einzigen Sohn, Jesus Christus, den Herrn;
am Ende dieses Tages, an der Schwelle der Nacht.
Vor mir brennt ein Licht in der Stille,
ein Licht der Hoffnung, ein Licht der Zuversicht in diesen Tagen.
Öffne deine Ohren, achte auf mich, höre meine Fragen und Klagen,
meine Sorgen und Nöte! Und sprich du auch zu mir.
Amen.

Psalm 18 (allein oder im Wechsel)

Herzlich lieb hab ich dich, Herr, meine Stärke!
Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter;

mein Gott, mein Hort, auf den ich traue,
mein Schild und Berg meines Heils und mein Schutz!

Als mir angst war, rief ich den Herrn an
und schrie zu meinem Gott.

Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel
und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren.

Er streckte seine Hand aus von der Höhe und fasste mich
und zog mich aus großen Wassern.

Er führte mich hinaus ins Weite,
er riss mich heraus; denn er hatte Lust zu mir.

Ich rufe an den Herrn, den Hochgelobten,
so werde ich vor meinen Feinden errettet.

Der Herr lebt! Gelobt sei mein Fels!
Der Gott meines Heils sei hoch erhoben.

Gedanken zum persönlichen Innehalten und Nachdenken

Was ist mein Fels? Was gibt mir Halt in diesen Tagen?

Manchmal streckt mir einer vom sicheren Ort aus eine Hand entgegen.
Im Psalm wird davon berichtet: „...und zog mich aus großen Wassern“.
Wo habe ich Ähnliches schon erlebt? – Welche Bitte habe ich an Gott?

Für wen kann ich beten, der auch so eine rettende Hand braucht?

> Stille

Gebet

Ich rufe an den Herrn, den Hochgelobten. Ja, dich Gott rufe ich an und bringe vor dich, was mein Herz bewegt ...
(hier Raum für eigene Bitten)
Hör auf meine Bitte. Vergiss mich nicht und die Menschen, an die ich denke. Erbarme dich unser.
Amen.

Lesung zu Sonntag Judika aus Hebräer 13,12-14

Jesus hat, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Geistliches Wort zur Lesung von Pfr. G. Kaeppel

Liebe Gemeinde,

es war erst, im Februar, und doch ist es in vielen Köpfen bestimmt schon längst wieder vergessen. Da erschallte es in der 70. Minute durch die Arena: Tor! Tor, Tor!! Die Club-Fans jubelten, rissen ihre Arme in die Höhe. Doch zu früh gefreut. Der Schiedsrichter pfiff: Abseits! Dennoch blieb der 1. FCN unbesiegt und holte sich in Heidenheim sogar einen Auswärtspunkt. So glimpflich geht ein Abseits aber nicht immer aus. Des Öfteren sorgen seine Folgen auch für heftige Diskussionen unter den Fußballfans.

Was wäre es, wenn die Menschen sich auch in anderen Bereichen so leidenschaftlich ums Abseits kümmern würden. Wer hat denn schon vor der Corona-Krise daran gedacht, dass die Arbeit von Reinigungskräften systemrelevant ist. Meistens erfährt sie wenig Wertschätzung und wird in der Regel schlecht bezahlt. Aber denken Sie nur daran, was alles wäre, wenn es diese Kräfte in den Krankenhäusern nicht gäbe! Es ließe sich noch eine ganze Reihe anderer Berufsgruppen nennen, bei denen das ähnlich ist.

Eine Kehrseite der gegenwärtigen Umstände ist, dass viele Unbeachtete mehr ins Licht gerückt werden; Menschen, deren Engagement sonst im Mainstream des Alltags mehr oder weniger untergegangen ist. Gewiss hätte das auch ohne Krise funktionieren können, zum Beispiel durch einen Blick in den Hebräerbrief. Der führt seine Leser und Hörer nämlich vor die Tore der Stadt. Er führt sie dorthin, wo Menschen ins Abseits geraten sind, dorthin, wo es an Wertschätzung mangelt. Es ist der Weg Christi, dem er nachspürt. Und wir sollen Christus folgen, nachfolgen, mittenhinein ins Abseits und die Augen nicht davor verschließen und die Last mittragen.

„So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen.“

Über diesen Satz habe ich lange nachgedacht, denn er bedeutet doch, dass wir uns aus der sicheren Zone herausbewegen sollen. Und das dürfen wir ja gerade jetzt nicht. Wir sollen zuhause bleiben, zum Schutz für uns selbst und andere. Die Verkäuferinnen im Supermarkt; die Pflegekräfte unsrer Diakoniestation, die Erzieherinnen unsrer Kinder-tagesstätten, die eine Notbetreuung bereitstellen; das Personal im Krankenhaus oder in den Arztpraxen, – sie alle tun es trotzdem. Sie gehen hinaus und riskieren viel für andere. Sie riskieren ihre Gesundheit, um das Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten, oder die Pflege von Bedürf-tigen... Ich bin froh, dass es Menschen gibt, die das in diesen Berufen auf sich nehmen. Nur mit ihrer Hilfe können wir diese Krise überhaupt durchstehen.

Die Schritte der meisten von uns bewegen sich momentan jedoch wohl eher im häuslichen Umfeld. Aber auch kleine Schritte führen zu denen ins Abseits, Schritte zum Telefon zum Beispiel, um eine einsame Dame anzurufen; oder zum Supermarkt, um für den risikobehafteten Krebskranken in der Nachbarschaft einzukaufen.

Noch etwas bewegt mich: Keiner ist davor bewahrt, selbst ins Abseits zu geraten. Denn wie fragil die Welt ist, die wir uns aufgebaut haben, wird uns gerade in atemberaubender Weise schmerzlich vor Augen geführt. Nicht nur vorerkrankte Menschen, sondern auch etliche, die sich für gesund und unverwundbar hielten, ringen auf Intensivstationen um ihr Leben. Manche kommen mit dem Leben davon. – Vor allem wir im Nürnberger Land kommen momentan noch ganz glimpflich davon. – Aber in den Nachbarländern, in Italien zum Beispiel ist die Zahl derer, die es nicht schaffen, so hoch, dass dort mancherorts die Totenglocken zu schweigen begonnen haben. Mir fehlen dazu die Worte. Mich macht das sprachlos. Und ich möchte nicht verheimlichen, dass es mir sogar Angst macht, große Angst – nicht einmal so sehr um mich selbst, sondern Angst um das Leben anderer. Ich frage mich: Was wird bei uns noch kommen? Haben wir Glück und gerade noch die Kurve gekratzt?

Was auch immer geschieht. Eines ist sicher: Die Welt wird nach der Corona-Krise eine andere sein. Vieles was wir für so selbstverständlich hielten, hat Risse bekommen – im privaten wie im öffentlichen Bereich.

Und noch eines ist sicher: Gott lässt mich auch im Abseits nicht im Stich. Er sucht mich auch auf unter den Bedingungen, die mir zu schaffen machen. Mir macht das Mut für die nächsten Wochen. Dir auch?

Abendgebet

Bleibe bei uns, o Herr, denn der Tag hat sich geneiget.
Es ist niemand, der uns in solcher Not helfen möchte, denn du, unser Herr.
Der du den Abend in Licht und die Finsternis in Klarheit verwandelst, erbarme dich unser; der du des Nachts auf den Lobgesängen deiner Heiligen wohnst,
nicht schläfst noch schlummerst, erbarme dich über die Angst deiner Kinder;
der du in der Nacht des Verrats außer dem Lager gelitten und am Kreuz dein Haupt uns zu gut geneigt hast, der du durch deine Schmach am Kreuze uns den größten Frieden erbracht hast, gib uns deinen Frieden.
Amen.

(Hermann Bezzel; Änderung: ‚Kinder‘ statt ‚Knechte‘)

Segen

Es sei der Segen von dem, der unbemerkt dir deinen Rücken stärkt: der stille, unaufdringliche Quell des Lebens – von uns Menschen Gott genannt, von Jesus Christus Vater im Himmel, uns nahe als guter Lebens-Geist. Amen.

(Herbert Jung, gekürzt)

Orgelmusik aus St. Georgskirche: Wenn wir in höchsten Nöten sein (J.S.Bach)

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Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel,
Happurg 28.03.20

HaendeGrafik: Pfeffer

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Lied: Evangelisches Gesangbuch Nr. 170,1+3

Komm, Herr, segne uns ...

Entzünden einer Kerze

Beginn

Es wird dunkel, aber Licht vertreibt die Dunkelheit.

Du, Gott, bist das Licht der Welt.
Darum rufe ich dich an.

Vernimm mein Gebet; sei mir gnädig und erhöre mich.

Psalm 46 in Auswahl aus Basisbibel (allein oder im Wechsel)

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.

Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Fundamente der Erde schwanken und die Berge mitten im Meer wanken.

Sollen doch die Wellen schäumen und tosen und die Berge vor seiner Majestät beben:

Der Herr der himmlischen Heere ist mit uns.
Ein feste Burg ist der Gott Jakobs für uns.

Frisches Wasser strömt durch die Kanäle zur Freude der Menschen in Gottes Stadt.

Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie nicht wanken.
Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht!

Der Herr der himmlischen Heere ist mit uns.
Ein feste Burg ist der Gott Jakobs für uns.

Amen.

Lesung zum Sonntag Lätare: Jesaja 66,10-14 (Lutherbibel)

Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust. Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. Ihr werdet's sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des HERRN an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.

Verkündigung zu Jesaja 66,10-14

 Liebe Gemeinde!

„Abstand ist das Gebot der Stunde“. Diese Botschaft prangt seit wenigen Tagen in schwarzen großen Lettern, handgeschrieben auf einer roten Tafel vor der Metzgerei gegenüber unserem Pfarrgarten. Sie ist nicht zu übersehen. Nun drängt man sich nicht mehr dicht an dicht im engen Verkaufsraum vor der Ladentheke, sondern wartet geduldig im Freien. Ich bin froh über die, die die Botschaft ernstnehmen. Wie wichtig das ist, kam aber in den letzten Tagen nicht bei allen an. Da und dort traf man sich trotz des Viruses ganz unbekümmert. Wie hoch der Preis sein kann, wenn wir uns nicht daran halten, zeigen Bilder völlig erschöpfter Pflegekräfte, die um die Welt gingen. Sie stehen für die totale Überlastung von Krankenhäusern in Italien oder Frankreich oder anderswo. Damit sich die Bilder nicht auch im Nürnberger Land wiederholen ist es wichtig, die sozialen Kontakte zu minimieren, so schwer uns das fällt. Ich konnte es mir bisher auch nicht vorstellen, dass es einmal Sonntage geben wird, in denen in unsren Kirchen keine Gemeinde zusammenkommt, um dort gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Aber wir müssen Rücksicht nehmen auf alle die, die ein hohes Risiko haben. Auch das Abstandhalten kann in solchen Zeiten wie eben Ausdruck christlicher Nächstenliebe sein.

Das weltweite Ausmaß der Pandemie vermittelt das Gefühl: Auch Gott hält Abstand, Abstand von unsrer Welt, in der sich alles überwiegend um‘s Schneller, Höher, Weiter dreht. Auch wenn die Welt gewiss in Vielem anders sein sollte, ist es doch unbegreiflich, dass Gott es zulässt, dass eine Katastrophe solchen Ausmaßes über die ganze Menschheit hereinbricht. Hat er nicht einst verheißen: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen“? Die Sinflutgeschichte schildert das. Die vielen Fragen, die sich nun auftun, die Gedanken und Klagen, die sich im Kopf stapeln, unsre Sorgen und Ängste, unsre Wut, darf man nicht einfach beiseiteschieben. Ich finde, man muss all das ernstnehmen.

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Mit dieser Botschaft schlägt der Prophet Jesaja in der Schlussrede seines Buches ganz andere Töne an und meint: Gott hält nicht Abstand. Gott ist uns so nahe, wie eine Mutter, die ihr Kind in den Armen wiegt und tröstet, stillt und beruhigt. Ein Bild, das in der gegenwärtigen Situation genau meine Sehnsucht trifft. Zwischen all den Gedanken und Fragen, den Nachrichten und Bildern sehne ich mich nach Trost und Halt.

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Dieses Urbild eines sicheren Ortes an der Brust der Mutter, eines Ortes, wo ich auch in Gefahr geborgen bin, spricht nicht nur mich an. Ich bin mir sicher, dass auch viele andere sich gerade nach solcher Geborgenheit und Nähe sehnen.

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Ein schönes Bild, denke ich. Schöne Worte. Aber was hilft das jetzt. Kann mich Gott trösten, jetzt in dieser Not?

Um eine Antwort zu finden, hilft mir ein Blick auf Martin Luther. Immer wieder hat er Menschen, denen es schlecht ging, Briefe geschrieben. Und in all diesen Briefen wurde deutlich, dass Luther das Leid und Unglück der Menschen nicht wegdiskutiert. Er hat es ernst genommen. Aber in fast jedem Brief ermutigte er die Adressaten, nicht bei der eigenen Erfahrung stehen zu bleiben. Er legt ihnen ans Herz, die Schrift zu lesen und zu beten.

So wird die Not hineingenommen in eine Wirklichkeit, die über die momentane Situation hinausgeht. Wer in der Bibel liest und betet, der taucht ganz anders ein in die Gegenwart Gottes, der erfährt nach und nach, was hinter den Bildern und Worten steckt, was es heißt: „Ich will euch trösten“.

In der Bibel zu lesen und zu beten, hierzu laden wir Sie in den folgenden Wochen mit der Aktion zum Abendläuten ein. Wir wollen Sie damit unterstützen, Tag für Tag über die eigene Ängsten, Sorgen, Nöte hinauszuschauen auf Gott. Wir wollen Sie damit unterstützen, Trost zu finden.

Gebet

Ewiger Gott,
wie verzagt ist meine Seele, und wie unruhig ist mein Herz!
Du sagst: Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet.
Ich möchte deinen Worten glauben. Stehe mir und meinen Lieben bei mit deinem Trost. Nimm alle Unruhe und Verzagtheit von mir.

Die Not vieler Menschen steht mir vor Augen. Ich bitte:
für alle, die schwer krank sind und den Tod vor Augen haben,
für alle, die nicht ein noch aus wissen vor Sorgen und Überforderung,
für alle, die ihre eigene Gesundheit zum Wohl der anderen riskieren,
für alle, die einsam sind,

für alle, die auf der Flucht sind und Schutz suchen,

> Stille

Auch, wenn ich nicht erkenne, wie du meine Bitte erhörst,
so lass mich doch an dir festhalten.

 

Segensbitte

Segne uns, o Gott du Tröster,
segne uns mit deinem Licht,
verlass uns auch im Dunkel nicht!

Amen.

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel,
Happurg 21.03.20