Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

 Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Orgel

 

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Entzünden einer Kerze

 

Lied mit Bläsern vom Fenster


in Happurg:
Evangelisches Gesangbuch Lied 634
„Lasst uns in deinem Namen, Herr...“

in Kainsbach: Kommt, atmet auf. Liederheft für die Gemeinde, Nr. 0114
„Möge die Straße uns zusammenführen...“


(aus urheberrechtlichen Gründen nicht abgedruckt)

Eröffnung

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.

Suchend und fragend, glaubend und hoffend rufe ich an den Dreieinigen.
Ich weiß, dass seine Werke groß sind. Er verwandelte vor Zeiten das Meer
in trockenes Land, dass sie zu Fuß gehen konnten durch den Strom.
Er wird auch meiner gedenken und mich erhören.
Gelobt sie Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.

 

Gebet

Lass stille werden, Gott, was um mich und in mir laut ist und lärmt.
Dir danken möchte ich für alles, was du mir mit diesem Tag gabst:
Zeit zur Vorbereitung auf deine große Ewigkeit.
Öffne mein Herz zur Vergebung allen denen, die an mir schuldig wurden.
Hilf mir, den ersten Schritt zu tun, den ich tun will aus Dankbarkeit
für die Liebe, mit der du uns unaufhörlich trägst.
Hilf mir durch deine Gnade zu einem neuen Anfang.
Amen.

Lesung Matthäus 6,1-15

Habt aber acht, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, auf dass dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.         

Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten:

Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Predigt zur Lesung von Gottfried Kaeppel

Liebe Gemeinde,
als im Februar bei der Londoner Fashion-Week die Models mit Mundschutz über den Catwalk schritten, hat hierzulande keiner daran gedacht, dass der Atemschutz sich auch bei uns zum neuen Trend entwickeln würde. Ohne Maskenpflicht hätte es der Trend hierzulande wohl auch schwerer gehabt. Professionell designten Kreationen davon bin ich allerdings immer noch nicht begegnet. Aber selbstgenähte Variationen konnte ich schon viele bewundern.

Normalerweise werden Trends nicht aufgezwungen. Eher sind sie von Stars inspiriert; von Stars wie David Beckham, der mit seinen ständig wechselnden Haarfrisuren den Lifestyle vieler Fans immer wieder neu beeinflusst. Mit der Kopie seiner Frisur zeigen sie ihre leidenschaftliche Verbundenheit mit ihm. Manche erhoffen sich aber auch, dass sie damit irgendwie an dem Glanz seiner Prominenz teilhaben. Sie wollen aus dem Dunkel ins Licht treten, wollen auch so beachtet und gesehen werden wie er.

Ja, Menschen wollen gesehen, beachtet, bewundert werden. Und dank der digitalen Medien bieten sich heutzutage noch viele andere Gelegenheiten, um die Selbstdarstellung und die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit zu pflegen. Unser heutiger Predigttext steht im völligen Kontrast dazu. Hier geht es nicht um Selbstdarstellung, sondern ums Gegenteil, um den Rückzug ins Verborgene. Wer Almosen gibt, der soll es nicht an die große Glocke hängen. Sogar vor sich selbst soll er es nicht als rühmenswert erachten. Und auch Beten wie Fasten sollen im Stillen geschehen. Also alles, was bei anderen irgendwie Eindruck schinden könnte, was zeigen könnte, wie fromm man doch ist, was für ein toller Christ man doch ist, das soll nicht oben auf liegen.

Aber hat Jesus selbst nicht in der Bergpredigt gesagt: „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“?! Und Spenden, Beten, Fasten sind doch solche guten Werke. Was soll verkehrt daran sein, wenn andere bewundern, was man da alles tut? Es könnte doch neue Trends setzen, andere inspirieren es nachzumachen. Und am Ende würde es das Lob Gottes doch nur steigern, je mehr Menschen an ihn denken. In der Tat spornt Jesus seine Zuhörer an, ihren Glauben sichtbar zu leben: „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Und er zählte dann Etliches auf: zeitnahe Versöhnung, Ehebruch, Feindesliebe, alles Dinge, die einem nicht leichtfallen, die teilweise so radikal sind, dass man gar nicht weiß, wie man sie realistisch umsetzen soll. Einem Feind echt und ehrlich die Hand reichen, für ihn sogar beten, das braucht Überwindung. Die Versöhnung mit dem Bruder nicht hinten anzustellen, sondern ihr vor dem Gebet am Altar den Vorrang zu geben, mit solchen Werken sollen Christen glänzen. Aber Eindruck schinden, um toll dazustehen, um soziale Anerkennung zu gewinnen, das meint Jesus nicht. Im Zentrum seiner Forderung steht vielmehr die Zurücknahme, um dem Willen Gottes Raum zu geben. Und das Gebet, das er seinen Zuhörern ans Herz legt, das „Vater unser“, will uns in diese Grundhaltung einführen.

Ganz bewusst beginnt es mit drei Bitten, die nach oben schauen zum Vater im Himmel, um die persönliche Zurücknahme einzuüben. Nicht das „Ich“ oder das „Wir“ steht im Vordergrund, sondern das „Du“, der Vater:
Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Wer so betet, der übt sich immer wieder neu ein in diese Haltung, die nicht sich selbst groß macht, sondern Gott, die von ihm das Lebensnotwendige erbittet, die sich seinen Armen anvertraut, und dabei tut man, was zu tun ist. Da zählt nicht die Leistung und die Selbstdarstellung, die Bewunderung und Bestätigung von anderen, sondern da zählt ein tiefes Vertrauen darauf, dass der Vater im Himmel einen nicht im Stich lässt. Statt auf die anderen, sollen wir auf ihn schauen, von ihm alles erwarten. Nicht das Ansehen zählt in den Stürmen des Lebens, sondern das Vertrauen auf Gott und was daraus wächst.

Mit dem „Vater unser“ setzte Jesus einen ganz andren Trend, einen der sich abhebt von den üblichen in der Welt. Interessanterweise setzt sich Jesu Trend auch außerhalb der Kirche durch. So gibt es säkulare Bestattungen ohne Geistliche, wo man das „Vater unser“ nicht erwartet, es aber doch gesprochen wird. So inspirierend ist sein Trend auch über die Mauern der Kirche hinaus. Sein Gebet hilft mir, immer wieder neu den Blick nach oben zu richten. Auch ich möchte meinem Lifestyle immer wieder neu von Jesu Trend inspirieren lassen, Himmel und Erde verbinden helfen und gespannt warten, was er mit mir noch vor hat.

Gebet

Vater unser im Himmel...

Wort und Segen zum Weitergehen

 

„Tu, was du kannst,
und bete um das, was du nicht kannst,
so wird dir Gott geben, dass du es kannst.“

(Augustinus)


 

Gott sei bei dir wie die Luft, die du atmest.
Gott sei bei dir wie das Brot, das dich stärkt.
Gott sei bei dir wie das Wasser, das dich erfrischt.
Gott sei bei dir wie das Haus, das dich schützt.
Gott sei bei dir wie die Sonne, die den Tag hell macht.
Amen.

 (nach Gebet von Rainer Haak)

 

Musik von Rudolf Müller

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 16.05.20

 

 

 Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Orgel
Chor: Cantiamo

 

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Entzünden einer Kerze

 

Lied mit Bläsern vom Fenster


in Happurg:
Evangelisches Gesangbuch Lied 600 „Singt Gott, unserm Herrn“

Singt Gott, unserm Herrn, singt ihm neue Lieder.
Singt Gott, unserm Herrn, singt ihm neue Lieder.
Singt Gott, unserm Herrn, singt ihm neue Lieder.
Singt Gott, unserm Herrn, singt Gott unserm Herrn.

in Kainsbach: Taizé-Lied „Singt dem Herrn ein neues Lied“

Singt dem Herrn ein neues Lied! Lobsingt ihm allezeit, lobsingt ihm allezeit.


Eröffnung

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.

Neue und alte Lieder wollen wir dir singen, o Gott,
denn unser Glaube lebt in diesen Liedern,
die wir dir singen, als deine Gemeinde.

In diesen Tagen jedoch sind hier bei uns und auch an zahllosen Orten
dieser Erde viele Münder verschlossen, viele Instrumente verstummt.
In der Stille bringen wir vor dich, was uns bewegt.

> Stille, Raum für eigenes stilles Gebet

Wir sehnen uns nach frohen Stunden mit frohen Liedern.
Komm uns entgegen mit deiner Kraft.

Amen.

 

Lied: Katrin Heidner mit dem Gospel: Wade in the water

 


Lesung 2. Chronik 5,2-5.12-14

Da versammelte Salomo alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der Sippen Israels in Jerusalem, damit sie die Lade des Bundes des HERRN hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist Zion. Und es versammelten sich beim König alle Männer Israels zum Fest, das im siebenten Monat ist. Und es kamen alle Ältesten Israels, und die Leviten hoben die Lade auf und brachten sie hinauf samt der Stiftshütte und allem heiligen Gerät, das in der Stiftshütte war; es brachten sie hinauf die Priester und Leviten. ... Und alle Leviten, die Sänger waren, nämlich Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen. Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HERRN. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den HERRN lobte: »Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig«, da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, als das Haus des HERRN, sodass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes.

Predigt zur Lesung von Gottfried Kaeppel

Liebe Gemeinde,

der erste Eindruck ist immer entscheidend, sagt man. Wer da schon nicht glänzt, hat schlechte Karten. Mit dieser Herausforderung müssen Musiker wie Schriftsteller, Künstler wie Youtube-Stars leben. Denn Clips, die mich nicht gleich überzeugen, klicke ich weg, Zeitungsartikel, die mich nicht packen, überblättere ich schneller als ich sie aufgeschlagen habe, Bücher, die mich schon auf den ersten Seiten langweilen, verschwinden ins Regal oder anderswohin.

Ein persönliches Erlebnis hat mich aber eines Besseren belehrt: Mein erstes Karl-May-Buch, ein dickes Buch mit allen drei Winnetou-Bänden, habe ich als Kind aus lauter Frust sogar die Treppe hinuntergeworfen. Und dann habe ich doch wieder hineingeguckt. Warum, weiß ich nicht mehr so genau. Vermutlich tat ich es, weil meine Großmutter mir das Buch geschenkt hatte. Und dann habe mich doch durch die ersten langatmigen Seiten hindurchgebissen. Hernach konnte ich den Schinken bis zur letzten Seite nicht mehr weglegen und habe noch etliche andere Bücher des Autors gelesen, ja regelrecht verschlungen.

Manchmal lohnt es sich, länger dran zu bleiben. So ist das auch mit unserem heutigen Predigttext. Arg mitfortreißend ist die Schilderung der Tempelweihe in Jerusalem nicht. Sie verliert sich in Details und langatmige Aufzählungen. Wenn man jedoch genauer hinsieht, fällt einem so manches auf und es lohnt sich dranzubleiben.

Zum Beispiel entdecke ich, dass Frauen in dem Text zur Tempelweihe mit keiner Silbe erwähnt werden. Nur von Männern, Söhnen oder Brüdern ist die Rede. Warum aber wurden die Frauen ausgeklammert? Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei der Einweihung eines so eindrucksvollen Gebäudes wie dem Tempel von Jerusalem keine Frauen anwesend waren. Tempelweihefeste glichen doch bestimmt eher einem Volksfest. Da war alles auf den Beinen, eben die ganze Gemeinde Israels, Frauen wie Männer und auch der König und alle, die in der Politik Rang und Namen hatten. Warum aber werden nur Männer erwähnt? Vermutlich, weil der Tempel damals als männerzentrierte Institution in den Mittelpunkt des Chronikbuches gestellt wurde. Zum Glück ist das heute anders. Wenn wir in unsrer Kirche ein Fest feiern und es gäbe einen Zeitungsartikel darüber, wäre auch von Frauen die Rede und davon, dass nicht nur Männer an ihren Blasinstrumenten im Chorraum sitzen. Oder es wäre vom hellen Klang unseres Frauenchors Cantiamo und den gemischten Stimmen des Kainsbacher Singkreises die Rede. Die Mischung mit all unseren Unterschiedlichkeiten, mit hohen und tiefen Stimmfarben, mit männlichen und weiblichen Perspektiven belebt unser Miteinander, macht es reich. Beim Singen und Musizieren wird das besonders greifbar. Und wenn ich so darüber nachdenke, merke ich, wie sehr ich es vermisse, dieses gelebte und gefeierte Miteinander in diesen Tagen von Corona. Auch wenn wir bald wieder in unsren Gemeinden zu Gottesdiensten zusammenkommen, so werden wir doch wegen der Infektionsgefahr das gemeinsame Singen weiter vermissen.

Aber genau das Singen und Musizieren miteinander war doch der entscheidende Moment in Jerusalem. So wird es zumindest im Chronikbuch geschildert. Da war die Luft erfüllt von Posaunenklängen wie bei einem Bezirksposaunentag mit 120 Bläsern, dazu noch Zimbeln und Harfen und der Gesang, mit dem die Gemeinde einmütig Gott lobte: „Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig“, sang sie. Und dabei, so wird erzählt, sei das Haus erfüllt gewesen mit einer Wolke. Wer noch die Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten im Ohr hat, der kennt die Wolke schon vom Berg Sinai als Zeichen von Gottes Gegenwart. Das, was sich damals am Berg Sinai ereignete, das ereignet sich hier erneut. Gott kommt und gedenkt seines Bundes mit Israel. Und die Pointe dieser Schilderung kommt anschließend: Weil Gott mit einer Wolke das Haus erfüllte, konnten die Priester ihren Opferdienst nicht fortsetzen. Gott durchbricht also ihr Handeln. Läuft quer zum gewohnten Plan, stoppt es. Darauf zielt die Schilderung ab. Nicht die Opfer lassen Gott antworten, sondern die durch Musik und Gesang gelebte Gemeinschaft.

So verbirgt sich in diesem Text auch eine Kritik am Gottesdienst – ganz egal ob es eine Andacht zuhause ist oder ein festlicher Gottesdienst in der Kirche. Auch uns heute lässt der Text danach fragen, was denn das Ziel unseres Gottesdienstes sei? Was soll denn eine solche Feier? Geht es einfach nur um eine Entspannung mitten im Alltag oder um die Lust an dem, was Menschen geplant haben, die durchdachte Inszenierung, die Selbstdarstellung des Predigers oder anderer, die auftreten? Geht es um ansprechende Aktionen? Der Reformator Martin Luther hat seine Erkenntnis dazu so formuliert: Im Gottesdienst soll nichts anderes geschehen, „dann das unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang“. Nicht das Tun der Menschen, sondern Gott selbst steht im Mittelpunkt. Dass Gott selbst redet mit uns und wir antworten, darum geht es. Um dieses wechselseitige Gemeinschaftserlebnis geht es, um ein Gemeinschafts-erlebnis mit Gott und uns.

So gut es ist, dass wir mithilfe der modernen Medien derzeit auch Andachten und Gottesdienste zuhause in den eigenen vier Wänden feiern können, so gut es ist, dass wir im Erlebnis der Natur uns Gott nahe fühlen können, ersetzen kann aber all das jenes Gemeinschafts-erlebnis in der Kirche nicht. Unsere Fußballfans, die eine ähnliche Fastenzeit durchmachen, wissen, wovon ich rede.

Berichte aus Italien schildern, wie Menschen singend und muszierend von ihren Balkonen trotz Abstand verbunden sein konnten. Wer singt und musiziert kann auch über Abstand hinweg Gemeinschaft erleben. Unsere Posaunenchorbläser möchten Sie Sonntag für Sonntag das erleben lassen. Von ihren Fenstern und Balkonen laden sie Sie mit ihren Klängen ein, Gott zu singen. Und wenn Sie sich anstecken lassen und singen, tun sie das nicht alleine, sondern mit vielen anderen, zwar an unterschiedlichen Orten, aber zur selben Zeit. Das alles tun wir in der Hoffnung, dass wir alle etwas von diesem besonderen Gemeinschaftserlebnis mit Gott erleben können. Planen können wir das nicht, aber darauf hoffen können wir, Räume öffnen können wir.

Haben sie viel Freude am Singen! Und lassen Sie sich überraschen, wie Gott zu ihnen spricht, wenn wir uns zum Gotteslob anstecken lassen.


Gebet

Gott, du bist uns nahe, noch bevor wir zu dir kommen.

Du bist bei uns, noch bevor wir uns aufmachen zu dir.

Sieh unsere Sehnsucht nach Glück,
unseren Willen zum Guten und unser Versagen.

Erbarme dich unserer Armut und Leere.
Fülle sie mit deinem Leben,
mit deinem Glück, mit deiner Liebe.

Amen.
 

Lied: Bist zu uns wie ein Vater mit Klavierbegleitung K. Heidner

Segensbitte

 

Dreieiniger Gott,
wie eine Mutter bist du zu uns, die ihr Kind nie vergisst, oder wie ein Vater.
Immer bist du ansprechbar, in hellen wie in dunklen Stunden.
Hab Dank dafür. Segne mich und meine Lieben.
Schenk uns ein festes unerschütterliches Vertrauen auf deine Gegenwart.

Lob sei dir, dem Vater und dem Sohn,
lob sei dem Heil’gen Geist,
wie es von allem Anfang war,
jetzt und für alle Zeiten.
 

 

Musik mit Katrin Heidner

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 10.05.20

 

 

Orgel

 

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Entzünden einer Kerze

 

Lied EG 433: Hevenu schalom alejchem
unterstütz von Posaunenchorbläsern aus deren Fenstern

1.    Hevenu schalom alejchem, hevenu schalom alejchem, hevenu schalom alejchem, hevenu schalom, schalom, schalom alejchem.

2.    Wir wünschen Frieden euch allen, wir wünschen Frieden euch allen, wir wünschen Frieden euch allen, wir wünschen Frieden, Frieden, Frieden aller Welt.

Eröffnung

Im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.

Den Frieden, den wir uns wünschen, den braucht alle Welt.
Und hoffen darauf, dass du, Gott, ihn ihr gibst.
Wir beten dich an, wir singen deinem Namen,
denn so oft schon haben wir von deinen Wundern gehört.

Psalm 98 (allein oder im Wechsel)

 

Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.

Er schafft Heil mit seiner Rechten
und mit seinem heiligen Arm.

Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.

Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!

Lobet den Herrn mit Harfen,
mir Hrafen und mit Saitenspiel!

Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem Herrn, dem König!

Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.

Die Ströme sollen in die Hände klatschen,
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist. Amen.

Lied: Großer Gott, wir loben dich (Evang. Gesangbuch 331)

Lesung Johannes 15,1-8

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.  Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

 

Predigt von Gottfried Kaeppel

Liebe Gemeinde

es ist noch lange nicht soweit, aber ich sehe es vor mir das Farbenspiel der Rebzeilen in der Herbstsonne. Da schimmert manches Blätterwerk schon rötlichgelb, während anderes noch mit etwas abgemildertem Grün ins Auge leuchtet. Dieser Anblick im tiefstehenden Sonnenlicht hat schon immer etwas Besonderes für mich gehabt und ist mir vertraut seit meiner Kindheit, die ich im Maintal verbracht hatte, wo ein Weinbergshang nach dem anderen sich am rechten Ufer des Flusses langzieht.

Diese bezaubernde Farbenpracht ist aber nur eine Seite des Weinbergbaus. Die andere ist meist weniger reizvoll aber dennoch notwendig. Wer einen Weinberg besitzt, kann seine Hände nicht einfach in den Schoß legen und zuschauen, wie die Rebstöcke im Herbst ihre Früchte tragen und sich an ihrem Anblick und dem Geschmack ihrer Trauben erfreuen. Die Bewirtschaftung eines jeden Hangs ist mir harter Arbeit und sorgfältiger Planung verbunden.

Jesus sagt im Johannesevangelium: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben und mein Vater der Weingärtner. Es ist ein schönes Bild, das hier gemalt wird. Wir sind wie die Reben eines Weinstocks um die sich Gott kümmert. So wie ein Winzer sich darum sorgt, dass die Rebe eine gute Frucht bringt, so tut es auch Gott an uns. Wohltuend ist dieses Bild. Zugleich aber entdecke ich auch etwas Drohendes darin. Denn zu den wichtigsten und aufwendigsten Arbeiten eines Winzers gehört der Rebschnitt, der für die Qualität des Ertrags wesentlich ist und fast so lange dauert wie die Ernte selber. Der Winzer macht sich also zu großen Teilen seiner Arbeit mit dem Messer ans Werk und schneidet von den Reben ab, was nicht mehr benötigt wird. Gott als Winzer, der reinigt, der vom Weinstock trennt und beseitigt, was die Qualität mindert – dieses Bild erschreckt mich. Und ich frage mich: Zu welchen Ästen gehöre ich? Zu denen, an denen er sich bald mit dem Rebmesser reinigend zu schaffen macht? Ich hoffe nicht.

„Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe“, beruhigt Jesus seine Jünger. Sie haben also nichts zu befürchten – und ich hoffentlich auch nicht. Denn was Jesus zu ihnen sagte, waren sehr ermutigende Worte, solche wie diese: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ (Joh 6,37b) Interessant ist auch die Begründung, in der Jesus nachschiebt, dass er gekommen sei, den Willen dessen zu tun, der ihn gesandt hat. Gottes Wille muss also wohl ein anderer sein als es beim Bild vom Winzer mit seinem Rebmesser erscheint. Ihm liegt nicht am Trennen, sondern am Bleiben.

Da kann ich wirklich durchatmen, denn sein Wort – das ich schon oft hörte – gilt auch mir. Manchmal waren sie gewiss unbegreiflich seine Worte, wie Geräusche, weil ich noch klein war oder nicht recht hinhörte. Aber sie haben gesagt, was ich gespürt habe, als am Taufbecken das Wasser über meinen Kopf floss. Sie sagten quasi: dass ich rein bin, dass ich ein wertvoller Teil seiner Reben bin. Seine Worte werden auch heute da und dort noch unbegreiflich bleiben für mich. Aber es gilt, was er gesagt hat: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“

Das Verbindende steht im Mittelpunkt der Bildrede vom Weinstock: „Bleibt in mir und ich in euch!“ Es ist ein Wechselspiel. Wir hören heraus: Wie du mir, so ich dir. Bleibst du bei mir, dann bleib ich auch bei dir. Wenn nicht, dann hast du Pech. Aber so ist es nicht gemeint. Die Übersetzung dieser Worte aus dem Griechischen lassen großen Spielraum. Man könnte auch lesen: Bleibt in mir, weil ich in euch bin; oder: damit ich in euch bin; oder: wie ich in euch bin.

Und die Jünger sind bei ihm geblieben – bis auf einen. Hoch und Tiefs haben sie mit ihm durchlebt. Und trotzdem mahnte er: „Bleibt!“ Und man spürt die Sorge, dass da etwas auseinanderzubrechen droht. Eine Situation unter den ersten Christen, die uns auch heute in gewisser Weise nicht fremd ist, wenn man die sinkenden Mitgliederzahlen der Gemeinden bedenkt, wenn man den Altersdurchschnitt der Gottesdienstbesucher analysiert zu Zeiten als wir von Corona noch nichts wussten, wenn man merkt, wie wenig Schüler noch vom Beten wissen... Trotz solcher Trends will das Johannesevangelium ermutigen, den Glauben zu bekennen. Immer wieder legt es Wert auf das Bekenntnis, von Anfang an. Auch in der Bildrede vom Weinstock klingt dieses Anliegen durch. Die Gemeinde wird ermutigt, festzuhalten am Glauben auch wenn es schwierig ist, auch wenn viele anderer Meinung sind, auch wenn Gefahr droht, die den Glauben in Frage stellt.

Damit wir die Beziehung mit Gott auch in Zeiten von Corona, in Zeiten von Abstand pflegen können, laden wir Sie hier jede Woche neu zum Abendgebet ein. Das wird auch in den nächsten Monaten so bleiben auch wenn sich jetzt nach der staatlichen Erlaubnis so langsam da und dort in den Gemeinden sich die Kirchentüren wieder öffnen. Jeder soll weiterhin die Möglichkeit haben ohne Angst, beten zu können. Voraussichtlich ab dem 24. Mai werden wir in Happurg oder Kainsbach (noch ungeklärt) dann auch einen Gottesdienst in unsrer Kirche anbieten. Damit das gelingt brauchen wir ein genehmigtes Hygienekonzept. Wir freuen uns darauf, wenn es wieder möglich ist, einander zu sehen, sich einander in unsrem Glauben zu bestärken, gemeinsam zu beten.

Gebet

In dir bleiben, Christus. Die Kraft von dir empfangen. Aus deiner Wurzel leben. Aufnehmen und weiterreichen, was du uns gibst. Frucht bringen. Christus, ohne dich können wir nichts tun.

Du gibst die Kraft. Aus dir strömt sie. Gib sie denen, die müde sind, die erschöpft sind von Corona, die sich aufreiben in der Sorge für andere, deren Mut aufgebraucht ist, die sich fürchten vor dem, was kommt. Du bist die Wurzel, die trägt. Erbarme dich.

Du bist der Friede. Du berührst die Herzen. Verwandle die Hartherzigen, die Kriegsherren und die Lügner. Ihr Gift sei wirkungslos, weil du ihre Opfer heilst. Du bist das Glück für die Schwachen. Erbarme dich.

Bleib bei uns. Christus, ohne dich können wir nichts tun. Du bist der Weinstock. Erbarme dich heute und alle Tage, die kommen. Amen.

Vater unser im Himmel...

Lied: Nun ruhen alle Wälder (Evang. Gesangbuch 477)

Segensbitte

Der Herr segne mich, behüte mich, lasse sein Angesicht leuchten über mir und begleite mich auf meinen Wegen. Amen.

 

Akkordeonmusik

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 03.05.20

 

 

Orgel

 

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Entzünden einer Kerze

 

Lied: Weil ich Jesu Schäflein bin
unterstütz von Posaunenchorbläsern aus deren Fenstern

1.    Weil ich Jesu Schäflein bin, freu' ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten, der mich liebet, der mich kennt und bei meinem Namen nennt.

2.    Unter seinem sanften Stab geh' ich aus und ein und hab' unaussprechlich süße Weide, dass ich keinen Mangel leide; und sooft ich durstig bin, führt er mich zum Brunnquell hin.

3.    Sollt' ich denn nicht fröhlich sein, ich beglücktes Schäfelein? Denn nach diesen schönen Tagen werd' ich endlich heimgetragen in des Hirten Arm und Schoß: Amen, ja mein Glück ist groß!

Beginn

Im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.

Christus spricht:
Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme,
und ich kenne sie und sie folgen mir und ich gebe ihnen
das ewige Leben. (Joh. 10,11a.27-28a)

Weil der Herr mein Hirte ist, braucht es mir an nichts mehr fehlen.
Er weidet mich auf grüner Au und führt mich zum frischen Wasser.

Darum erhebt meine Seele den Herrn und lobt ihm.


Lied: Lob Gott getrost mit Singen (Evang. Gesangbuch 243,1-2)
> mit Karin Reif an der Orgel aus der St. Georgskirche

Lesung aus 1. Petrus 2,21b-25

Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

 

Gedanken zu 1. Petrus 2,21-25

Liebe Gemeinde!

„Jetzt wehr dich doch mal!“ Das würde ich jedem raten, der immer zu schüchtern ist, der immer die anderen auf sich herumhacken lässt, der nie Grenzen zieht. Der Petrusbrief schlägt genau das Gegenteil vor und preist Christus als Vorbild, weil er Schmähungen nicht erwiderte und nicht drohte, als ihm Übel getan wurde.

Sollen wir es ihm nachmachen? Sollen wir es hinnehmen, wenn uns Unrecht getan wird? Sollen wir uns einfach nicht zur Wehr setzen, keine Grenzen ziehen und geduldig aushalten, was uns geschieht?

Was würde Gabriel Weisser aus Blodelsheim im Elsass dazu sagen, dessen Mutter kürzlich in einem französischen Altersheim am Virus erkrankte und einfach nicht behandelt wurde? Als einzige Maßnahme habe der Arzt ihr Palliativmedikamente verordnet und die Angehörigen erst Stunden später informiert. Der Sohn meinte dazu: „Also in Wirklichkeit hat er sie gar nicht behandelt. Sie wurde zum Tode verurteilt.“ Soll der Sohn einfach darüber schweigen, was er als Unrecht empfindet? Hätte er das getan, dann wüssten wir nichts von dem Vorfall. Er insistierte vielmehr gegenüber der Zeitung: „Sie hätten es wenigstens versuchen können.“

Unrecht muss beim Namen genannt werden, auch wenn die Umstände es schwer machen, recht zu handeln. Geschichten des Leids dürfen nicht in Vergessenheit geraten nur weil man alles geduldig aushielt.

Ich spüre, wie sich in mir Widerstand regt. Und mich beschleicht ein gewisses Unbehagen. Denn wehrlos alles ertragen, alles erdulden, alles hinnehmen, halte ich für keine lebenspraktische Einstellung. Allein schon zum Schutz anderer ist es notwendig, Unrecht anzuprangern. Schutzlos Ausgelieferte brauchen andere, die sich für ihr Recht einsetzen.

Gerade von einem Hirten erwartet man das, um das Bild aufzugreifen, das am Ende unsrer Lesung anklingt und das an diesem Sonntag besonders in den Mittelpunkt gerückt wird. Von einem Hirten erwartet man, dass er seine Schafherde nicht nur zu saftigen Weiden oder zum frischen Wasser führt, sondern dass er sich auch gegen Bedrohungen zur Wehr setzt und seine Schafe schützt. Das Hirtenbild wird in unsrer Lesung leider aber eher nur kurz gestreift. Stattdessen nimmt das Bild des leidenden Christus großen Raum ein.

Was also soll ich mit diesem Text anfangen? Welche Botschaft kann ich für mich fruchtbar machen? Das Vorbild der Leidensbereitschaft ist es für mich nicht, was mir taugt. Was damals für die Menschen in Kleinasien vor 2000 Jahren gedacht war, das eins zu eins auf heute zu übertragen, das taugt mir hier nicht. Also schürfe ich ein wenig im Kontext der Lesung und stelle fest: Er ist eigentlich an Sklaven gerichtet, an Menschen, die nichts mehr zählten und denen empfohlen wurde, nicht gegen die Lebensumstände aufzubegehren.

Für uns heute mag das seltsam klingen. Aber vielleicht war das damals auch sehr weise. Denn was hätte es einem Sklaven genutzt, wenn er gegen seine Herren aufbegehrt hätte und hernach ihnen dennoch schutzlos ausgeliefert wäre. In der Antike galten Sklaven als Eigentum ihres Herrn. Von dessen Seite könne es deswegen niemals Unrecht geben.

Der Petrusbrief aber widerspricht und wendet sich an die Sklaven und spricht mit ihnen. Sie sind für ihn keine Sache, sondern Menschen, mit denen man spricht. Und der Brief verschweigt das Unrecht auch nicht, das ihnen geschieht. Er versucht den Sklaven einen Weg zu zeigen, wie sie mitten im Unrecht, durchhalten können und wie sie auch unter widrigen Umständen Kraft finden können, zu leben.

Dieser Spur kann ich folgen und ich frage mich: Was hilft mir in meiner Lebenssituation? Wie schaffe ich es, dass ich durchhalte in Zeiten von Corona, wo ich doch langsam die Ungeduld spüre gegenüber den einengenden Lebensumständen? Was gibt mir Kraft zum Durchhalten?

Ein täglicher Abendspaziergang an der frischen Luft? Die wöchentlichen Yogastunden über Zoom? Ein spannendes Buch, das mich in andre Welten entführt? Ein gutes Wort, das mich stärkt? Das Gebet? Ein Lied?



Lied: Wo Menschen sich vergessen

> mit Karin Reif an der Orgel aus der St. Georgskirche

Gebet

Du guter Hirte, Jesus Christus.
Wir sind wie irrende Schafe. Wir sehnen uns danach, den Weg zu kennen. Du weißt ihn. Zeig uns den Weg. Zeig ihn denen, die uns regieren, die über uns bestimmen, die unser Wohl wollen. Du guter Hirte, suchst uns. Bringe uns auf den richtigen Weg. Erbarme dich. Du guter Hirte, Jesus Christus. Wir sind gefangen in unserer Sorge. Du siehst die Ängste der Welt. Schau auf die Menschen, die keinen Ausweg sehen - auf der Flucht, in Lagern, im Krieg. Schau auf die Menschen, die kein Zuhause haben, wo sie Schutz finden. Du guter Hirte, suchst sie. Steh ihnen bei und trage sie auf deinen Schultern. Erbarme dich. Du guter Hirte, Jesus Christus. Schau auf unsere Kranken, schau auf alle, die sie pflegen. Schau auf unsere Gemeinde, deine Kirche. Dir vertrauen wir, denn du bist bei uns, bei dir wird uns nichts mangeln. Tröste uns. Bereite uns den Tisch und bleib bei uns. Erbarme dich, heute und alle Tage. Amen.

Vater unser im Himmel...

Segen

Es segne und behüte uns, unsere Lieben und unsere Gemeinden,

der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 25.04.20